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“Die Motivation ist das Interesse am Anderen” 

Tessa Theisen über die Arbeit von toaspern|moeller

Vorbemerkungen

Seit 2020 arbeiten die Tänzerin und Choreografin Alma Toaspern und der Sänger und Komponist Mathias Monrad Møller zusammen. Durch das Finden einer verstetigten Form der Zusammenarbeit als Duo toaspern|moeller veränderte sich der Blick von einzelnen Aufführungen hin zu langfristigen Prozessen. Arbeitsweisen und gemeinsam entwickelte - projektübergreifende - künstlerische Praktiken rücken in den Fokus. Der folgende Text entsteht als Begleitung eines Arbeitsprozesses von toaspern|moeller und unternimmt den Versuch der Erkundung von spezifischen Arbeitsweisen der beiden Künstler:innen und des Settings als Duo, welche die Kollaboration als kontinuierlichen Prozess entwirft.

            Es soll, basierend auf Probenbesuchen, Gesprächen/Interviews, von den Künstler:innen geführten Probenprotokollen und Audio- und Videoaufnahmen von Aufführungen und Proben, die interdisziplinäre Arbeitsweise zwischen Tanz und Musik von toaspern|moeller erfasst und anschaulich gemacht werden. Die im Rahmen einer Prozessförderung entstandenen Materialien widmen sich dabei sowohl der Dokumentation des Prozesses als auch dem Hinterfragen und Reflektieren der eigenen und der gemeinsamen Praxis. Leitende Fragen und Themen dieser Reflexion sind dabei unter anderem: Wie können Musik und Choreografie so gestaltet werden, dass sich Körper und Musik gegenseitig bedingen? Wie müssen Proben und Prozesse strukturiert sein, um experimentell arbeiten zu können? Wie können die Unterschiede zwischen den Künsten zu Katalysatoren werden und nicht zu Hindernissen? Im Laufe des Prozesses ließen sich dabei acht Methoden identifizieren, die entwickelt und für die Weiterarbeit erprobt wurden und im Folgenden dargestellt werden sollen.

 

“Du musst an deinem Körper arbeiten”

 

Methode: Fokussierter Blick auf die eigene Disziplin, die Geschichte ihrer Disziplinierung und Möglichkeiten der Ergänzung.

Der Ausgangspunkt der Zusammenarbeit des Duos toaspern|moeller liegt in den verschiedenen individuellen Backgrounds von Alma Toaspern und Mathias Monrad Møller. Alma hat eine Ausbildung in klassischem und zeitgenössischem Bühnentanz und Choreographie. Mathias absolvierte Studien in Komposition, klassischem Gesang und Oper. Beide Künstler:innen haben in ihrem Feld eine starke Disziplinierung erfahren. Beide Kunstformen - Musik und Tanz - sind nicht ohne eine kontinuierliche, langjährige Praxis zu denken, sind nicht voraussetzungslos. Sie blicken somit auf jahrelange Ausbildung und Verfeinerung von Techniken des Singens und des Tanzens zurück. Ein Training, das den Körper und sein Wissen stark beeinflusst, ihn nachhaltig formt und letztendlich seine individuelle Form des Ausdrucks immer mitbestimmen wird.

            Ein wichtiger Schnittpunkt für die Zusammenarbeit der beiden Künstler:innen ist dabei, dass sie sich jeweils wechselseitig auf ihr Können und ihre Fähigkeiten verlassen können. Sie bauen auf Feinheiten in den Fähigkeiten, im Können des jeweils anderen auf. 

           Beide Künstler:innen sind sehr versiert in ihrem Feld und das Interesse am weiteren Ausbau ihrer Fähigkeiten bleibt auch in der Zusammenarbeit bestehen. Durch diesen fokussierten Blick auf die eigene Disziplin und die Geschichte ihrer Disziplinierung scheinen erst die Fehlstellen darin auf und eine Sensibilisierung für die Möglichkeiten der Ergänzung, der Erweiterung durch den anderen wird geschaffen - Ein spezifisches, gerichtetes Interesse für die Fähigkeiten des anderen entsteht:

         Welche Auswirkung auf den Gesang kann eine Fokusverschiebung vom Klang der Stimme hin zum Körper in Bewegung haben? Welche Möglichkeiten der Strukturierung von Material ergeben sich durch musikalische Prinzipien im choreografischen Prozess? Und was passiert, wenn die Tänzerin singt?

Methode: Rollentausch

In den ersten beiden gemeinsam realisierten Projekten wurde, um diesen gerichteten  Austausch zwischen den Künsten anzuregen, die Methode des Rollentauschs als Modus der Kollaboration erprobt: Alma inszenierte den Sänger Mathias in “The Combat” (2020) und in “ERNST” (2022/23) inszenierte Mathias die Tänzerin Alma. In dieser Phase tauschten die beiden die Rollen, um die jeweiligen Arbeitsweisen nach teilbaren Methoden zu untersuchen. Im Laufe des Prozesses experimentierten sie mit einer Zuspitzung des Ansatzes: Was passiert, wenn beide Künstler:innen sich in beiden Kunstformen ausdrücken? Tänzerin und Sänger singen und tanzen, choreographieren und komponieren. Beides. Gleichzeitig. Ein Rollentausch bei gleichzeitigem Beibehalten der eigenen Rolle.

 

“Vielleicht braucht es mehr solche Momente”

 

Methode: Sich gegenseitig etwas zeigen und dann darüber sprechen.

In der künstlerischen Zusammenarbeit von toaspern|moeller geht es darum, zwei unterschiedliche Perspektiven explorativ zusammenzubringen. Die Unterschiedlichkeit der Perspektiven spielt dabei mit die wichtigste Rolle. Voneinander lernen steht im Vordergrund und genau so, wie die Unterschiedlichkeit im künstlerischen Ausdruck fruchtbar gemacht wird, so verhält es sich mit der Perspektive, aus der der jeweils andere auf das Material blickt. Das Feedback aus dem spezifischen Blickwinkel der anderen Disziplin wird gesucht und als Methode verstetigt, indem das gegenseitige Zeigen von Material und das anschließende Sprechen darüber als Praxis implementiert wird. 

            Die Grenze zwischen den beiden Kunstformen verläuft jedoch nicht linear, es ist ein Spiel mit Nähe und Ferne zur Disziplin des Anderen. Und beides birgt produktive Momente in sich - der künstlerische Ausdruck speist sich sowohl aus der Unterschiedlichkeit als auch aus der Gemeinsamkeit. Durch die eigenen Beschränkungen beispielsweise erwachsen Respekt und Interesse für die Expertise des anderen.

 

Methode: Improvisation

Als Mittel zur Exploration der Ausdrucksfähigkeiten von Gesang und Tanz dient toaspern|moeller die Improvisation. Dabei begreifen sie Improvisation als ein - sowohl begrifflich als auch methodisch - weites Feld, aus dem mit Bedacht ausgewählt werden muss: Ist Improvisation als Tool zum Generieren von Material, als handlungsbasierter Erkenntnisprozess oder eine Möglichkeit des live-thinking auf der Bühne einzusetzen? Improvisation kann demnach sowohl im Entwicklungsprozess als auch auf der Bühne zum Einsatz kommen - je nachdem, auf welches Ergebnis abgezielt wird. 

      Für toaspern|moeller steht klar die Verwendung von Improvisation innerhalb des Arbeitsprozesses und der Stückentwicklung im Vordergrund. Improvisation wird als Prozess verstanden, der sich der Entwicklung neuer, eigener Tools widmed und den  Ausdrucksweisen, den diese ermöglichen. Ähnlich dem Entwickeln einer Sprache wird experimentell die Frage beantwortet: Wie verständigen wir uns? Auch hier können die unterschiedlichen Blickwinkel auf Improvisation in Musik und Tanz, Komposition und Choreographie produktiv gemacht werden. 

    Eine wichtige Haltung ist dabei für die beiden Künstler:innen - bei allem Ernst nehmen des Materials - sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, um ein Heraustreten aus der Komfortzone in der Konfrontation zuallererst zu ermöglichen. 

 

 

“If you don’t want it to be a mistake - make a thing out of it”

 

Methode: Materialgewinnung durch Fehler

Gründlichkeit und Sorgfalt sind wichtige Aspekte der künstlerischen Arbeit beider Künstler:innen und ein Anspruch, den sie sowohl an ihre individuelle, als auch gemeinsame Arbeit stellen. Dies äußert sich in einer Praxis, die in Proben intensives Schleifen am Material ermöglicht und einem großen Interesse an der Präzision im virtuosen künstlerischen Ausdruck Raum gibt. Diese bewusste Hinwendung zu Virtuosität und sorgfältigem Arbeiten ermöglicht ein Vorstoßen an Grenzen, welche dann selbst zum Gegenstand der Betrachtung werden können.

    Das hohe Maß an Training und die dadurch erlangte Virtuosität in Tanz respektive Gesang provozieren im Moment der Konfrontation einen Vergleich der Fähigkeiten. Die Suche nach der Verfeinerung und “Perfektionierung”, die beide Künstler:innen aus ihren Kunstformen jeweils mitbringen, lenkt den Fokus fast unwillkürlich auf die Fehleranfälligkeit derselben. Diese, vielleicht gesteigerte, Sensibilisierung für Fehler und Fehlermachen, wenden toaspern|moeller nun in ihrer Kollaboration hin zum Produktiven und setzen unmittelbar an der Stelle an, um aus künstlerischer Sicht spannendes Material zu gewinnen.

Gleichzeitig ergibt sich ein Hinterfragen des Konzepts “Fehler” und ein Überdenken der Kategorien Richtig und Falsch im Sinne der Suspendierung beider: Was ist überhaupt ein Fehler? Kann es in dieser spezifischen Zusammenarbeit darum gehen, keine Fehler zu machen oder liegt das Interesse ganz woanders? Geht es vielleicht eher um das Identifizieren von einem Moment der Verletzlichkeit (auf der Bühne)? Eine Verletzlichkeit, die in der Konfrontation mit einer unvertrauten Kunstform, mit einer körperlichen Praxis, die eben nicht die eigene ist, aufscheinen kann.

     toaspern|moeller provozieren in ihrer Arbeit Momente der Verletzlichkeit bzw. rücken sie in den Mittelpunkt ihrer Praxis, indem sie ganz gezielt versuchen, die eine Disziplin die andere beeinflussen oder gar beeinträchtigen zu lassen. Eine Disziplin (bspw. Tanz) wird auf die andere (bspw. Gesang) angewendet und behindert diese, wodurch sich dann ein ganz eigener, spezifischer Ausdruck entfalten kann. 

 

Methode: Musik als Performerin und musikalische Prinzipien als choreografische Struktur

Gängige Formen der Zusammenarbeit von Musik und Tanz in zeitgenössischen Performances sollen hinterfragt und anders gedacht werden. Dazu stellen toaspern|moeller vor allem die Hierarchien zwischen den beiden Kunstformen in Frage, bei der Musik oft einen begleitenden, unterstützenden Charakter zugewiesen bekommt. Wie kann sich Musik aber möglicherweise auch anders einbringen? Was passiert, wenn Musik die Rolle einer Performerin zugewiesen bekommt, die mit der Tänzerin zusammen auf der Bühne steht? So dass die Tänzerin mit der Musik als "Instanz" agiert und nicht als Begleitwerk.

     Aber nicht nur die verschiedenen  Ausdrucksformen werden auf ihr Potential abgeklopft, sondern auch unterschiedliche Herangehensweisen an Choreographie/Komposition bzw. Stückentwicklung. So erkundundeten toaspern|moeller beispielsweise das Verwenden von musikalischen Prinzipien als choreografische Struktur. Was ebenfalls gängige Herangehensweisen an Choreografien hinterfragt und herausfordert, indem beispielsweise ein Ineinandergreifen der einzelnen szenischen Elemente durch musikalische Prinzipien als dramaturgischer Faden etabliert wird. 

Hier ergänzen sich die beiden und lernen vom jeweils anderen, um dann gemeinsam eine neue, eigene Arbeitsweise und damiteinhergehend eine spezifische, eigene Ästhetik zu entwickeln.

 

“Was machen wir? Stil oder Arbeitsweise?”

Methode: Schaffen einer gemeinsamen Sprache, eines gemeinsamen Vokabulars. 

Das Finden der eigenen Herangehensweise ist eine Kombination aus individueller täglicher Praxis und projektbezogener gemeinsamer Praxis, die im Laufe der Zusammenarbeit entwickelt werden will. Dies geschieht durch behutsames Erkunden der Grenzen und Möglichkeiten der jeweils eigenen und anderen “practice”, um sich so in der Arbeit immer genau in der schmalen Zone des “Zwischen” der Künste zu bewegen. Welche Terminologien müssen geklärt oder neu besetzt werden, damit der Komponist die Tänzerin oder die Choreographin den Sänger inszenieren kann? So ist beispielsweise das Wort "locomotion" für die Tänzerin selbsterklärend und als konkreter Bewegungsansatz verstehbar, auf den der Komponist nur Zugang hat, wenn er das Wort kennt. Genauso ist der Begriff "Dynamik" in Musik und Tanz unterschiedlich konnotiert: In der Musik bezieht er sich auf die Lautstärke, im Tanz - der „stummen“ Kunstform - wird damit die Schnelligkeit oder Agilität der Bewegung bezeichnet.

      Recherche macht dabei einen weiteren wichtigen Teil der gemeinsamen Praxis aus. toaspern|moellers Ansatz kann als themenbasiertes Arbeiten verstanden werden, welches den künstlerischen Ausdruck als Medium im Auge behält - im Sinne des Wortes also als Vermittelndes, als Mittel, mit dem über etwas anderes gesprochen werden kann. verharrt nicht im um sich selbst kreisen, Kunst dient nicht als Selbstzweck: Obwohl das Interesse am Erforschen der Disziplin/Ausdrucksform des anderen und die Konfrontation damit zentral steht, wird sie nicht zum selbstreferentiellen Inhalt der Arbeiten gemacht. So wurde beispielsweise in “ERNST” durch intensive Bewegungsrecherche versucht, sich dem Erleben und Verhalten eines Dressuraffens zu nähern und anhand dessen Begriffe wie Humor und Humorlosigkeit zu verhandeln. In einer neuen Projektentwicklung wird Liebe - in all seiner Überfrachtung - zum Thema gemacht, welches ausgehend von einem Text mit Gesang und Bewegungen erkundet wird. So entspinnt sich in der Arbeit nicht nur ein Dialog über die beiden Kunstformen Musik und Tanz, sondern es gibt immer noch eine dritte Instanz als Anker, als gemeinsamer Referenzpunkt für den künstlerischen Ausdruck, 

Methode: Arbeitsteilung?!

Das Finden einer gemeinsamen Sprache, eines gemeinsamen Vokabulars bedarf auch der Verständigung auf struktureller Ebene: Es muss ein Ausloten zwischen individuellem Arbeiten und gemeinsamem Arbeiten stattfinden. Wie lässt sich das organisieren? Ein Aushandlungsprozess, der sowohl an die Anforderungen der konkreten Stückentwicklung geknüpft ist, sich aber auch an der grundsätzlichen Fragen von Kollaboration orientiert. Wie kann in einer Zusammenarbeit, die sich am “Zusammen” abarbeitet, getrennt gearbeitet werden? Ist das dann noch als kollaborativ zu verstehen oder ist es dann doch arbeitsteilig? Wie kann im Finden eines gemeinsamen Nenners das Spezifische des Eigenen nicht verloren gehen?

        Dieser Punkt stellte sich im Laufe der Zusammenarbeit immer wieder als Knackpunkt heraus: Die beiden Künstler:innen kamen natürlicherweise an Punkte, wo sich die gemeinsame Arbeit in einer Art "Knoten" verdichtete, welcher nur gelöst werden konnte, indem auf die jeweiligen Disziplinen zurückgegriffen und zeitweise parallel in den jeweiligen Feldern weiter gearbeitet wurde. Dabei spielt das Vertrauen auf die Expertise des Anderen eine große Rolle. Die Suche nach einem Arbeitsmodus, spiegelt sich auch auf einer Makroebene wieder, da toaspern|moeller sich neben den Fragen nach gemeinsamer künstlerischer Praxis auch Gesprächen befinden, wie sie ihre Arbeit (zeitweise? projektbezogen? langfristig?) wieder weiter auseinanderdividieren können, da beide Künstler:innen Lust darauf haben, wieder tiefer in ihr eigenes Fach einzusteigen.

 

Fazit

Am Ende der Phase der experimentellen Erprobung von Methoden zur Verstetigung der Zusammenarbeit von toaspern|moeller als Duo, konnten Praktiken und Haltungen identifiziert werden, die sich für kommende künstlerische Projekte als belastbar erwiesen haben. So konnte die Erkenntnis gewonnen werden, dass zunächst einmal alles als potentiell künstlerisches Material anerkannt werden kann, besonders solches, das aus vermeintlichen Fehlern entsteht. Ebenso konnte etabliert werden, dass es einer gemeinsamen Sprache bedarf, um über Musik und Tanz zu sprechen und dass ein Austausch auf Augenhöhe über das sich gegenseitig vorgestellte Material wichtiger Ausgangspunkt der Konversationen von toaspern|moeller ist.

       Gleichzeitig haben sich aber auch Knackpunkte gezeigt, die weiterer Aushandlung bedürfen. So hat sich beispielsweise herausgestellt, dass nicht immer beide Disziplinen gleichgesetzt werden können, sondern dass sie jeweils auch unterschiedliche Qualitäten und Anforderungen mit sich bringen, bis dahin, dass sie sich potentiell sogar im Weg stehen können. Als Schlüsselpunkt im Prozess kann in diesem Zusammenhang die Konkretisierung der Frage verstanden werden: Wie kann in der Zusammenarbeit ein Abwechseln von individueller und gemeinsamer Arbeit stattfinden, so dass weiterhin die individuellen Stärken genutzt und sogar hervorgehoben werden können? Wie damit umgehen, wenn das Ausgleichen von Unterschieden zwischen den beiden Künstler:innen und ihren Ausdrucksformen, ein Treffen auf “Halbem Wege” zwischen den Disziplinen dazu verleitet, individuelle Fähigkeiten zu nivellieren, wodurch ein Teil der Virtuosität verloren geht?

     Die Entscheidung, die Zusammenarbeit von toaspern|moeller zu verstetigen, ist auch als kulturpolitisch relevant zu verstehen, da - vor allem nach den Erfahrungen der Pandemie - immer deutlicher wird, dass es im Kontext künstlerischen Arbeitens ausreichend Raum und Zeit geben muss, um Prozessen zu erlauben, sich über einen längeren Zeitraum zu entfalten ohne immer notwendigerweise an Aufführungen gekoppelt zu sein. Dabei geht es nicht darum, die beiden Aspekte gegeneinander auszuspielen, sondern sie als Ergänzungen zu betrachten: Eine Aufführung ist wichtig, da sie eine Konkretisierung fordert, eine “Notwendigkeit” oder ein Ziel formuliert. Ein Arbeitsprozess über die üblichen 6-8 wöchigen gebündelten Probenzeiten hinaus ermöglicht ein detaillierteres Arbeiten und das Ausloten von tragfähigen Modi der Kollaboration. Durch die Gründung einer Trägerstruktur wird eine Verstetigung der Arbeit und auch der Arbeitsbedingungen geschaffen, was eine längerfristige Kollaboration und gemeinsame, experimentelle Weiterentwicklung fördert, die in dieser Form in rein projektbasierten Zusammenhängen nicht gegeben ist. Es wird der Ansatz der beiden Künstler:innen des voneinander Lernens in der Hinsicht unterstützt, dass es zu einem gemeinsamen Lernen werden kann und nötige Spielräume für das experimentelle Ausloten der beiden Kunstformen Tanz und Musik und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet werden. Dabei erwies es sich jedoch  durchaus als schwierig, eine administrative Struktur zu schaffen, während die inhaltliche, künstlerische und methodische Herangehensweise noch im Entstehen ist. Daher soll im nächsten Schritt die administrative und organisatorische Struktur gezielter im Hinblick auf die künstlerische Arbeit ausgebaut werden. Die Arbeit von toaspern|moeller von der Möglichkeit einer Prozessförderung in vielerlei Hinsicht. 

        Mit einem Standbein in Kopenhagen (Dänemark) und einem in Leipzig (Deutschland). Die Arbeit in zwei Städten/Ländern stellt vor unterschiedliche Herausforderungen, eröffnet aber auch vielfältige Möglichkeiten. So mischen sich kulturpolitische Aspekte der Kunstförderung in Deutschland respektive Dänemark in die Zusammenarbeit. So etwa bestimmen die unterschiedlichen Produktionsbedingungen auch die größeren Diskurse und Auseinandersetzungen darüber, was es bedeutet, professionelle:r Freischaffende:r Künstler:in zu sein.

Text: Tessa Theisen

Videos: Tom Nicklaus

Entstanden im Rahmen der #TakeHeart Prozessförderung des Fonds Darstellender Künste

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